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odyssee für wunschsectio nach missbrauchserfahrung…

odyssee für wunschsectio nach missbrauchserfahrung…

es folgt ein anonymisierter dankesbrief an arzt & team, die sich den speziellen notwendigkeiten dieser frau öffnen konnten, nachdem lange – bis in die 34. ssw!! – niemand nachvollziehen konnte und auch keine adressen von ärzt/innen, kliniken, beratungsstellen zu bekommen waren, für eine frau, die genau weiß, was nicht  mehr geht… nach den offiziellen(!) schätzungen hat in deutschland jede 3. frau missbrauch oder schlimmeres erlebt, und es gibt kein wissen oder offizielles prozedere/handlungsanweisung in den häusern, wie mit diesen traumatisierten frauen umzugehen ist. geschweige denn eine vernetzung.

ist eine so mutig, ihre scham zu überwinden, dies thema anzusprechen / sich ihrer bedürfnisse daheraus bewusst, muss sie doch noch ewig suchen & kämpfen – jede für sich… jede hat diese odyssee wieder allein vor sich, jedes gespräch, jedes unverständnis „hackt“ voll in die wunde…

diese frau ist fündig geworden, nachdem sie sich 1001x erklären musste, innerlich nackig machen in & mit ihrer scham…

 

Sehr geehrter Herr Dr. P.,

 

da ich in meiner Situation zurzeit sehr schnell zu emotional und aufgewühlt werde, möchte ich Ihnen deswegen gerne in Schriftform ein paar Worte mitteilen.

 

Ich danke Ihnen vielmals für Ihr Verständnis und dafür, dass Sie bereit sind, Ihre Arbeit auf meine Situation anzupassen.

Dadurch, was ich in den letzten Monaten erlebt und durchgemacht habe, weiß ich Ihre Art umso mehr zu schätzen. Der Kampf mit mir selbst war schon groß genug und sehr traurig. Dass der medizinische Kampf noch erschwerend hinzukommt, ließ mich oft verzweifeln und die unmöglichsten Gedanken aufkommen.

Um Ihnen zu verdeutlichen, wie schlimm das Ganze wirklich für mich ist und welch einen Seelenfrieden Sie mir durch Ihren Respekt entgegenbringen werden, füge ich hier einen Text ein, den ich ursprünglich an eine Bekannte geschrieben habe.

 

„Wie nur soll ich nach solch einem Eingriff wieder klar kommen? Ich werde nicht damit fertig werden, wenn ich weiß, dass wieder jemand etwas an mir gemacht hat, was ich nicht wollte. Die Vorstellungen und Bilder immer vor Augen zu haben.

Ununterbrochen geht mir die Frage durch den Kopf, wie ich verhindern kann, dass jemand Fremdes mir etwas in meinem Intimbereich tut oder auch nur die Blicke darauf wendet. Gegen meinen Willen einfach etwas daran macht. Es kann doch nicht sein, dass es kein Weg gibt. Kann das jetzt eigentlich nur verhindert werden, indem mir was passieren würde? Nur wenn mir etwas zustoßen würde und ich weg wäre, würde ich dem entkommen?

Täglich weine ich verzweifelt, und sage immer wieder zu meinem Partner: „Wann endlich wird einfach mein „NEIN“ akzeptiert, wenn ich etwas an meinem Körper nicht möchte? Es ist doch MEIN Körper! Wann werde ich einfach respektiert!? Der Tag X kommt, an dem einfach wieder etwas an mir gemacht wird, was ich nicht will. Mein Wille über mich selbst nicht mehr zählt, ich einfach nicht gehört werde. Ich es wieder über mich ergehen lassen muss.“

Im Falle, dass doch in meinen Intimbereich eingegriffen wird, obwohl ich es nicht will, weiß ich sehr genau, dass ich danach noch weniger als jetzt schon mit mir und meinen Gedanken klar komme. Ich habe jetzt schon diese Bilder immer wieder vor Augen und werde sie danach noch weniger los. Wie da jemand Fremdes, also jemand zu dem ich keine Gefühle habe und das Ganze auch nicht einvernehmlich ist, meine Beine auseinander stellt und/oder hält! Ich dazu in einer hilflosen und machtlosen Situation einfach hier liege. Dieser Fremde mir einfach meine Geschlechtsorgane offenlegt. Mit seinen Finger näher kommt, mit diesen an mir ansetzt! Diese Finger mich in meinem Intimbereich gegen meinen Willen berühren, anfassen, eingreifen oder sogar etwas einführen… (ich bekomme keine Luft mehr… es ist so unendlich furchtbar, ich kann es nicht schlimm genug beschreiben). Ihre Augen sich meinem Schambereich widmen… Mir laufen die Tränen und die Atemnot wird immer schlimmer! Wenn wieder jemand etwas an mir tut gegen meinen Willen, ist es für mich wie ein erneuter ‚Missbrauch‘ zu erleben! BITTE, BITTE! Bitte hilft mir doch jemand, dass dies nicht geschieht. Ich möchte doch nur, dass mein Intimbereich bedeckt bleibt. Niemand mich dort anfasst oder anschaut. Das ist doch nicht zuviel verlangt.

Wenn ich nach der OP wach werde, und ich weiß, da hat wieder jemand was an mir gemacht obwohl ich es nicht wollte, dann wird alles noch schlimmer. Ich müsste anschließend quälende Monate aushalten. Gequält von dem Ekel und dem Zorn, von diesen Vorstellungen der fremden Hände zwischen meinen Beinen, wie sie mich berühren? Ich kann diese noch Monate später genau nachempfinden, wie nachspüren und dabei werde ich immer wieder vor Ekel und Scham in Tränen ausbrechen. Weil ich es nicht verhindern konnte noch dazu, weil ich mich wieder selbst nicht schützen konnte. So wie nach der Untersuchung letztes Jahr im Krankenhaus mit den Bauchschmerzen. Ich habe ja heute noch sehr stark damit zu kämpfen, diese Bilder. Und auch das kann ich immer wieder nachempfinden, spüren.

Es muss doch jemand geben, der meine Seele auch als wichtiger Teil meiner Gesundheit sieht! Vielleicht einer der wichtigsten, und diese auch nicht noch mehr kaputt gehen lässt. Nicht nur den sichtbaren Körper, die Organe, Muskeln, usw. gesund erhalten will, sondern dieser ganz wichtige Teil eines Menschen: die Seele! Es wäre so wichtig nun wenigstens im letzten Teil der Schwangerschaft vielleicht etwas Freude entwickeln zu können! Erleichterung und Freude, für zwei Leben sogar. Wenn jemand einfach mich voll und ganz verstehen kann, auf mich eingehen kann und gemeinsam mit mir Lösungen findet, mit denen ich leben kann. Ich diesem Jemand vertrauen kann und mit einer großen Sicherheit darauf dann einlassen kann. Die Panik und Angst, diese Ablehnung und Zorn dann auch abgelegt werden könnten. Ebenso auch diese Vorstellungen und Bilder, was eventuell dann doch an mir gemacht werden würde, verschwinden könnten. Wieso hilft mir und meinem Kind niemand, nun noch friedlich den Rest zu erleben. Nur wegen dieser festgefahrenen Medizin? Jeder Mensch muss doch die Grenzen eines anderen Menschen wahren. Man darf sich doch nicht herausnehmen, die Grenze des anderen zu überschreiten, wenn es zudem noch so schlimm und verletzend für ihn ist. Das müsste doch auch ein Arzt tun? Auch er ist ein Mensch der die Grenzen eines anderen wahren muss.

Mein Kopf ist einfach nur voll mit Panik und Angst, daher konnte eine Freude auf das Kind darin bis heute noch kein Platz finden. Nein schlimmer, ich möchte einfach gar nicht, dass das Kind geboren wird. Wenn ich doch deswegen wieder in meinem Intimbereich angefasst und angeschaut werde und somit meine Seele auch wieder angegriffen und verletzt wird. Und ich dazu auch noch weiß, dass ich wieder ein monatelanger Kampf mit mir und den Bildern in meinem Kopf führe und es in meinem Intimbereich immer wieder spüre.

Diese Schwangerschaft war ab der ersten Woche bis heute von tagtäglichem Weinen aus Verzweiflung, Ekel, Panik und Selbstvorwürfen geprägt. Ich möchte doch nur, dass ich und dieses kleine Wesen, einfach noch ein paar Tage etwas beruhigt sein können. Dies geht aber nur, wenn ich eine große und für mich ganz wichtige Sicherheit erlange und mich darauf ganz und gar verlassen kann.

All die vergangenen Wochen waren doch schon schlimm genug für beide Leben. Ich brauche jemand, der mir hilft und mein „Nein“ akzeptiert, so dass wenigstens die Bindung und Liebe zwischen uns nicht auch noch nach der Geburt beeinträchtigt wird oder eventuell gar nicht bestehen kann. Es wäre einfach das wichtigste überhaupt, nach all den Wochen in der Hölle, dass ich wach werde und lächle, weine vor Freude über mein Kind, es voller Wohlgefühl an mich drücken kann… anstatt in Tränen vor Ekel, Abneigung und Zorn auszubrechen, wenn ich daran denke und nachempfinde, dass mich fremde Menschen wieder ungewollt in meinem Intimbereich angefasst und angeschaut haben. Mein Kind dann dadurch schon wieder Nebensache werden würde. Ich habe furchtbare Angst, dass ich mein Kind eventuell sogar noch als schuldig daran sehe, da wegen seiner Geburt dies mir angetan wurde. Das darf einfach nicht sein!!! Ich würde alles tun, dass so etwas nicht passiert und wir endlich unseren Seelenfrieden finden können. Es muss doch jemand geben, der mich respektiert.“

 

Ich glaube, hierdurch können Sie wirklich gut erkennen, welch eine Verzweiflung und Panik ich ertrage und was Ihr Verständnis für mich, mein Leben und auch das meines Kindes bedeutet. Natürlich werde ich Ihnen auch für Ihre Sicherheit und somit auch gleichzeitig für meinen Frieden alles Nötige unterschreiben.

Gerne dürfen Sie auch Hebammen und anderem medizinischen Personal diesen kompletten Text von mir (bitte nur ohne meinen Namen) weiter geben! Ich wünsche mir nämlich im Allgemeinen, dass es mehr Empathie, Verständnis und somit Hilfe für betroffene Frauen in Zukunft gibt. Und ich werde auch anstreben, mich dafür einzusetzen.

 

Ich danke Ihnen nochmals von ganzem Herzen! Auch im Namen meines Partners, der sehr mitleiden musste. Und auch natürlich ein Dank von dem kleinen Wesen, welches Sie wohl als erster zu Gesicht bekommen.

 

Mit freundlichen Grüßen,

S. …